"Auf Augenhöhe": Jörg Schlienbecker stärkt als neues Mitglied im Aufsichtsrat die Inklusion bei der Lebenshilfe Gießen
Pohlheim (-). Jörg Schlienbecker, seit 2017 engagiertes Mitglied der Lebenshilfe Gießen und tätig in der Elektronischen Archivierung der Gießener Reha-Werkstatt Mitte, wurde kürzlich als neues Mitglied in den Aufsichtsrat des gemeinnützigen Unternehmens gewählt.
Der 49-jährige Marburger ist nicht nur in der Lebenshilfe-Werkstatt tätig, sondern unterstützt auch im Rahmen eines sogenannten Außenarbeitsplatzes das Regierungspräsidium bei Übersetzungen in einfacher Sprache. Privat setzt er sich ferner mit anderen als Peer-Berater beim Marburger Verein FIB e.V. sowie für die EUTB Marburg ein.
Mit seiner Wahl verstärkt Jörg Schlienbecker das Aufsichtsratsteam um die Vorsitzende Maren Müller-Erichsen als einer von zwei Selbstvertretern - ein Schritt, der die Repräsentation und Mitbestimmung von Menschen mit Behinderungen weiter stärkt. Im Interview spricht er über seine neuen Aufgaben, Ziele und die Bedeutung von Selbstvertretung im Aufsichtsrat der Lebenshilfe.
Was reizt Sie an der Tätigkeit im Aufsichtsrat der Lebenshilfe Gießen?
Jörg Schlienbecker: Ich möchte dort einfach mal die Tätigkeiten kennenlernen, schauen, was dort so gemacht wird und vor allem einmal etwas Neues kennenlernen, von dem ich bislang keinen Einblick hatte.
Ich bin aber auch dabei, um etwas für die Lebenshilfe zu bewirken und natürlich auch für die Reha-Werkstatt Mitte, in der ich arbeite. Dass man direkt Dinge und Themen einbringt, die sonst vielleicht nicht so richtig durchkommen.
Was sind Ihre Wünsche und Ziele in Ihrer neuen Funktion?
Jörg Schlienbecker: Es geht mir darum, dass Dinge, die in der Werkstatt Thema sind, im Aufsichtsrat eingebracht werden. Der Werkstattlohn ist ein wichtiges Thema, da möchte ich mich dafür einsetzen, dass die Lebenshilfe sich weiter politisch engagiert, damit sich die Situation für die Mitarbeiter verbessert.
Aber auch Dinge wie die Verkehrssituation vor der Reha Mitte im Erdkauter Weg, wo der Zebrastreifen von der Zughaltestelle zur Werkstatt zu weit entfernt liegt, möchte ich angehen. Auch die fehlende Bürgersteigerhöhung beim Ein- und Ausstieg an der Bushaltestelle. Das einmal als zwei Beispiele.
Sie sind einer von zwei Selbstvertretern im Aufsichtsrat. Wie wichtig ist es, dass Selbstvertreter in einem solchen Gremium tätig sind?
Jörg Schlienbecker: Ich finde das sehr gut und wichtig. Bei einem früheren Verein, für den ich tätig war, war das auch so geregelt, dort hatte ich aber nicht die Gelegenheit mitzumachen. Es ist einfach wichtig, dass Leute, die in den Werkstätten arbeiten, sich für andere einsetzen können. Wie es so schön heißt: Man muss miteinander auf Augenhöhe kommunizieren, damit der eine weiß, was der andere tut.
Es ist besser, wenn die Betroffenen selbst sagen können, wo der Schuh drückt und auch mitbestimmen können. Mir ist es daher auch wichtig, dass die Betroffenen auf mich zukommen und sich mir mitteilen können - auf Augenhöhe. Sodass ich ihre Themen als ihr Kollege, aber auch als Aufsichtsratsmitglied bei der Geschäftsführung und dem Vorstand einbringen kann. Zumindest da, wo es passt.
Bitte ergänzen Sie: An der Lebenshilfe schätze ich .....
Jörg Schlienbecker: Ich schätze an der Lebenshilfe das Familiäre, dass man gut mit allen anderen klarkommt. Dass die Lebenshilfe viele Dinge anbietet, etwa viele Kurse und Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Vor allem: Kolleginnen und Kollegen sind Freunde oder können Freunde sein.
Es gibt natürlich auch welche, mit denen man weniger Kontakt hat, aber das ist ja überall so. Ich freue mich über die Möglichkeit, hier zu arbeiten.
Ein großer Vorteil ist außerdem, dass ich einem Außenarbeitsplatz nachgehen kann, dank der Vermittlung und der Unterstützung durch die Lebenshilfe. Das hat mich auch überwiegend hierhergelockt, das war schon ausschlaggebend.