Ein Einzug in ein neues Zuhause ist immer ein Abenteuer

Freitag, 7. Oktober 2022

Lebenshilfe Gießen weihte inklusives Wohnhaus am Stolzenmorgen feierlich ein

Es war ein Fest für die Bewohner*innen am Stolzenmorgen 30. Nach langem coronabedingtem Warten auf die offizielle Einweihung, konnte das Wohnhaus mit 23 Wohneinheiten, das die Lebenshilfe Gießen für zunächst 20 Jahre als Ankermieter von den Nassauischen Heimstätten gemietet hat, endlich mit Trommelwirbel eingeweiht werden. Der kam von Bloco Baiano, einer Afro-Brasil-Percussion-Formation, die den Gästen ordentlich einheizte. Mit dabei waren auch die „Percussion Friends“, eine inklusiven Trommelgruppe aus Aßlar. Nach dem offiziellen Festakt mit Begrüßung und Reden war viel Raum für gemeinsames Essen und Gespräch bei frühherbstlichem Sonnenschein.

Alle wichtigen Akteure, die die Planung und den Bau begleiteten, waren gekommen. Nach Begrüßung und Reden von Seiten der Lebenshilfe mit Vorstand Dirk Oßwald, Aufsichtsratsvorsitzender Maren Müller-Erichsen und Christine Hasenauer als Bereichsleiterin Wohnen, folgten zunächst kleine Interviews mit einigen Bewohner*innen aus dem Haus. Hier war die Idee, das Haus mit seinen Bewohner*innen erlebbar zu machen. Denn schließlich sind sie es, die dem Haus seinen unverwechselbaren Charakter geben. Außerdem boten die Interviews von Kerstin Ahrens, Mitarbeiterin der Lebenshilfe, Anknüpfungspunkte für das weitere Kennenlernen untereinander.

Den offiziellen Teil beschlossen Dr. Andreas Jürgens als Erster Beigeordneter des Landeswohlfahrtsverbandes, einem wichtigen Kooperationspartner für die Finanzierung des inklusiven Wohnprojektes und Stadträtin Gerda Weigel-Greilich. Weigel-Greilich hob in ihrem Grußwort besonders das wegweisende Projekt „Begleitete Elternschaft“ hervor, das es Eltern mit Behinderung ermögliche, mit ihrem Kind und der Begleitung durch die Lebenshilfe in der eigenen Wohnung zu leben. Hessenweit ist dies das erste Projekt dieser Art.

Dr. Andreas Jürgens schloss mit seiner kurzweiligen Rede direkt bei den Erfahrungen der Bewohner*innen des Hauses an: „Ein Einzug in ein neues Heim ist immer ein Abenteuer. Wie fühlt es sich hier an? Wie ist die Nachbarschaft?“ Die ersten Mieter*innen zogen Anfang 2021, mitten in der Corona-Pandemie ein. Nach und nach füllte sich das Haus. Und langsam wächst das Haus zusammen. Mit einer inklusiven Wohngemeinschaft, bestehend aus zehn – zumeist jungen – Leuten mit und ohne Unterstützungsbedarf und mehreren Wohneinheiten für Singles und Paare mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf und frei vermieteten Wohnungen für Menschen, die den inklusiven Gedanken des Hauses unterstützen, hat das Haus Vorbildcharakter für Projekte dieser Art. Jürgens räumt ein, dass in diesem Haus schon viel Inklusion verwirklicht sei. Das hier Etablierte müsse aber auch in die Nachbarschaft, in den Sozialraum, ausstrahlen.

Dass Inklusion jeden Tag neu gestaltet und gelebt werden muss, zeigte sich auch bei diesem Fest. Der Trommelwirbel lockte eine Gruppe afghanischer Männer aus der Erstaufnahmeeinrichtung von nebenan zum Tanz an. Nach einer improvisierten Tanzvorführung mit großem Applaus entwickelten sich Gespräche zwischen Bewohner*innen und internationaler Nachbarschaft. Nun übernahmen die Bewohner*innen das Fest. Bis in die Abendstunden wurde gemeinsam gespeist, geklönt und der Musik gelauscht, die am Abend in sanftere Samba-Rhythmen überging.