„Inklusion am Arbeitsplatz ist ein Gewinn“

Freitag, 15. November 2024

Reha Mitte der Lebenshilfe Gießen als Veranstaltungsort: Landespreis für die beispielhafte Beschäftigung und Integration schwerbehinderter Menschen vergeben

Gießen (-). Die Reha-Werkstatt Mitte der Lebenshilfe Gießen war am Mittwoch erstmals Austragungsort der Verleihung des Landespreises für die beispielhafte Beschäftigung und Integration schwerbehinderter Menschen. Arbeits- und Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) zeichnete in einer Feierstunde drei Unternehmen für ihr vorbildliches und beispielhaftes Engagement aus. Mit der IT-Firma „Netzlaboranten“ gehört auch ein Betrieb aus Gießen zu den Preisträgern, die einen Geldpreis in Höhe von 3.000 Euro erhalten. „Inklusion am Arbeitsplatz ist ein Gewinn“, zeigte sich Hofmann in ihrer Rede überzeugt. Ebenfalls vergeben wurde der „Landespreis Inklusionsbetriebe“.

In ihrem Grußwort formulierte Lebenshilfe-Aufsichtsratsvorsitzende Maren Müller-Erichsen die Hoffnung, dass sich zukünftig noch mehr Unternehmen dem Thema annehmen. „Jeder Mensch mit Behinderung hat Fähigkeiten, so erleben wir das“, machte Müller-Erichsen deutlich und wünschte Arbeitgebern Mut, Neues auszuprobieren. Letztlich würden auch die Firmen von der Schaffung inklusiver Arbeitsplätze profitieren. Lebenshilfe-Vorstand Dirk Oßwald zeigte sich stolz, dass die Reha Mitte, eine Einrichtung für chronisch psychisch erkrankte Menschen, als Austragungsort ausgewählt wurde. „Wir sind froh, dass wir der Ort sein dürfen, wo die vorbildliche Beschäftigung und die Integration von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt gewürdigt werden“, unterstrich Oßwald. Dieser Abbau von Barrieren gehöre für die Lebenshilfe zum Tagesgeschäft, sei es mit den rund 700 Werkstatt- und 70 BiB-Arbeitsplätzen, mit Inklusionsfirmen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt oder durch Kooperationsvereinbarungen etwa mit dem Landkreis Gießen zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auf Arbeitsplätzen in der Kreisverwaltung.

Die Idee des Landespreises sei es auch, „Best-Practice-Beispiele“ vorzustellen und Inklusion in der Wirtschaft voranzubringen: „durch Vorbilder, die zeigen, dass es gelingen kann“, betonte Arbeits- und Sozialministerin Hofmann in ihren einleitenden Worten. Besuche in den Betrieben ließen keinen Zweifel daran, dass „Vielfalt im Unternehmen ein Gewinn ist und Menschen mit Behinderung das Team positiv verändern können“. Hofmann verdeutlichte: „Ich bin der festen Überzeugung, dass auch für Menschen mit Behinderung der Arbeitsplatz von zentraler Bedeutung für ihr persönliches Leben ist.“ Um aber vermehrt inklusive Arbeitsplätze, wie in der UN-Behindertenrechtskonvention verankert, schaffen zu können „brauchen wir alle Akteure: Die gesamte Gesellschaft, Arbeitgeber, Wirtschaft und Politik, Das ist eine Kraftanstrengung für uns alle, der wir uns aber gerne stellen“, so die Ministerin.

Bei dem zum 19. Mal vergebenen Landespreis für beispielhafte Beschäftigung schwerbehinderter Menschen wurde neben der Anwaltskanzlei Christmann und Heise aus Darmstadt und dem Bauunternehmen Ralf Haaß aus Frielendorf auch ein Betrieb aus Gießen ausgezeichnet. Für das IT-Unternehmen „Netzlaboranten“ sei die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen eine Selbstverständlichkeit, sagte Hofmann in der Laudatio. Die barrierefreie Gestaltung des Arbeitsumfeldes und ausgeprägte Kooperation mit den Eingliederungsakteuren in der Region bewirkten, dass sich Menschen mit Behinderungen in dem Unternehmen wohl fühlen. Geschäftsführer Guy Simonow gelinge es, „die Stärken seiner Beschäftigten vollends zur Geltung zu bringen“. Nicht ohne Ironie bezeichnete Simonow selbst seinen Geschäftszweig als „Branche, wo Menschen mit Special Effects relativ häufig anzutreffen sind. Von daher war ich für alle Experimente offen.“ Der durchaus benötigte „lange Atem“ habe sich letztlich ausgezahlt. „Am Ende ist das eine Teamleistung, ein Klima von Offenheit und Wertschätzung, das alle mittragen“, freute sich Simonow.

Bereits zum vierten Mal konnte ebenfalls der „Landespreis Inklusionsbetriebe“ vergeben werden. Hier wurde der Inklusionsbetrieb aqb GmbH, welcher den Nahkauf in Lorsch betreibt, ausgezeichnet. Dieser sichert im Stadtkern die Nahversorgung und bietet Menschen mit und ohne Behinderungen Arbeits- sowie Ausbildungsplätze in einem inklusiven Team.