Kunst-Gespräche

Dienstag, 12. April 2022

Interview im Atelier23 mit Mirka Holsteinova und Jens Bleckmann

Mirka Holsteinova und Jens Bleckmann - das sind die beiden großartigen Talente hinter der aktuellen Ausstellung "Eine Stunde nix machen" in der Galerie23. Im März hat die Kunst-Ausstellung gestartet. In einem Interview haben die beiden Künstler*innen mit uns über ihr künstlerisches Schaffen gesprochen.

Wie lange arbeitet Ihr an einem Kunstwerk?

Mirka Holsteinova:

Also bei mir ist das unterschiedlich. An einem großen Werk – das wären ungefähr 1,20m – arbeite ich eine Woche. Ich würde mal behaupten, ich gehöre zu den Schnellmaler*innen. Bis dann Andrea Lührig, unsere pädagogische Ateliers-Leiterin, nochmal mit Tipps und Vorschlägen kommt, sodass ich Vieles nochmal etwas überarbeite.

Jens Bleckmann:

Bei mir dauert das eher 2-3 Monate. Ich habe auch gar keinen Fluss so schnell zu zeichnen. Immer wieder unterbreche ich meine Arbeit und überlege mir genau, wie ich die einzelnen Teile und Formen in meinem Bild verteile. Da steckt viel Kopfarbeit dahinter.

Wie kommt ihr zu Euren Ideen?

Mirka Holsteinova:

(lacht) Meistens fange ich ganz spontan an. Oder wenn ich mal auf dem Schlauch stehe, schaue ich mir Vorlagen an. Dann lasse ich mich von Zeitschriften wie der Vogue inspirieren. Die Fotomodels interpretiere ich dann in ein Bild, das auf meiner Leinwand entsteht.

Die Landschaften in der neuen Ausstellung waren ein spontaner Entschluss. Ich wollte etwas Anderes ausprobieren als Porträtmalerei. Da hatte ich schon eine genaue Vorstellung und genaue Farben im Kopf gehabt und wollte gerne dazu eine Landschaft malen. Daraus ist dann eine ganze Ausstellung entstanden – mit Hilfe von Andrea, die mir immer viel Feedback und Hilfestellung gegeben hat. Diese Zusammenarbeit finde ich großartig. Das klappt wunderbar. Man muss auch offen sein für Neues und für Kritik.

Jens Bleckmann:

Manchmal denke ich über die Themen nicht lange nach. Aktuell zeichne ich zum Beispiel einen Urwald, weil ich gerne Linien zeichnen wollte, die nicht so gerade sind. Meine Grundideen stehen meistens schon von Vorneherein fest: Wenn ich ein Gebäude zeichnen will, dann wird es genau das.

In der Ausstellung habe ich mich vor allem an den aufgeklebten Zeitungsteilen orientiert, die ich verwendet habe. Die Linien sollten dazu passen. Da bin ich erst nach dem Aufkleben auf die genauen Ideen gekommen.

Was macht Eure Arbeit aus?

Mirka Holsteinova:

Meine Kunst löst immer ganz unterschiedliche Reaktionen aus. Die Betrachter*innen interpretieren alle etwas Anderes. Es ist total spannend, dass manche in meinen aktuellen Bildern zum Beispiel einen großen Finger sehen, andere wiederum einen Berg. Die Interpretationen sind so unterschiedlich – das ist der Hammer. Meine Bilder sollen offen bleiben.

Jens Bleckmann:

Auch meine Bilder sollen was auslösen. Jede*r sieht in den Details meiner Bilder andere Dinge. Das ist auch der Grund, warum meine Bilder keine Titel haben. Damit man sich das selbst ein bisschen überlegen kann.

Wie lange seid Ihr schon beim Atelier?

Jens Bleckmann:

Seit Ende 2010, also seit der offiziellen Eröffnung des Ateliers23. Ich bin sehr dankbar hier zu sein. 

Vorher war ich auch schon Künstler im Wohnheim. Meine damalige Betreuerin war auch Kunsttherapeutin. Und bei ihr habe ich sehr viele Acrylbilder damals gemalt. Da würde ich eigentlich auch gerne mal wieder drauf zurückkommen.

Mirka Holsteinova:

Ich bin ein „Frischling“ (lacht). Also ich habe 2018 angefangen und bin so dankbar, dass ich diesen Platz als Künstlerin im Atelier23 bekommen habe. Ich könnte immer wieder der Andrea die Hände küssen.

Was bedeutet Kunst für Euch?

Jens Bleckmann:

Für mich ist die Kunst wichtig, weil ich dadurch einen Sinn in meinem Leben sehe. Dass ich etwas produziere, dass Leute das sehen und sich dafür interessieren bedeutet mir viel.

Mirka Holsteinova:

Für mich ist es so, dass ich für meine Arbeit die Anerkennung bekomme, die ich mir auch von anderen Stellen immer gewünscht habe. Hier bietet mir die Kunst eine Plattform, sodass ich sehen kann, dass ich und meine Arbeit wertgeschätzt wird. Es ist schön Lob und Kritik zu bekommen. Ich fühle mich hier richtig aufgehoben und erfüllt.

Wie hat Euch die Vernissage gefallen?

Jens Bleckmann:

Sehr gut. Ich war zufrieden, dass so viele Leute da waren. Ich fand es auch schön mit Mirka zusammen auszustellen, weil unsere Kunstwerke so gegensätzlich sind. Und ich habe mich gefreut, dass so viele Leute vor meinen Werken standen. Ich war richtig glücklich darüber, dass so viele Menschen trotz Pandemie da waren und dass so schöne Reden geführt wurden.

Mirka Holsteinova:

Es ist eine enorme Ehre, dass man Bilder von mir ausgestellt hat. Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass ich meine Kunst in einer Galerie ausstellen darf. Das ist für mich die größte Wertschätzung für meine Arbeit.

Was macht ihr, wenn ihr mal nicht im Atelier seid?

Jens Bleckmann:

Haushalt. Und wenn ich Zeit hab, gehe ich gerne spazieren und ich höre sehr gerne Musik. Ich bin ein großer Musikfan und habe eine große CD-Sammlung zu Hause. Außerdem habe ich auch vor, zu Hause zu zeichnen. Früher habe ich zum Beispiel Comic-Figuren gezeichnet.

Mirka Holsteinova:

Ich schreibe. Ich bin nebenbei Autorin und habe drei Bücher veröffentlicht, einen Roman, ein Märchenbuch und ein Gedichtband habe ich in diesem Jahr veröffentlicht – In der Corona-Zeit hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und das habe ich dann zu Papier gebracht.

 

Vielen Dank für den tollen Interview-Termin und die spannenden Antworten an die beiden Künstler*innen. Wer ihre Werke vor Ort bestaunen möchte, der oder die kann sich die Ausstellung „Eine Stunde nix machen“ sehr gerne in der Galerie23 anschauen. Wir freuen uns über Ihren Besuch!