40 Jahre Limeswerkstatt – 40 Jahre Teamgeist

Donnerstag, 29. September 2022

Die älteste Werkstatt der Lebenshilfe Gießen feierte Jubiläum mit großem Fest

Garbenteich (-). Kürzlich feierte die Limeswerkstatt in Garbenteich ihren 40. Geburtstag. Die Limes, wie sie von den Mitarbeiter*innen fast zärtlich genannt wird, ist mit 210 Werkstattplätzen die größte und älteste Werkstatt der Lebenshilfe Gießen. Da in den letzten drei Jahren coronabedingt keine großen Feiern veranstaltet werden konnten, stellte die Lebenshilfe ihre Mitarbeiter*innen bei der großen Jubiläumsfeier in den Mittelpunkt. Auf einen großen Festakt mit langen Rednerlisten wurde bewusst verzichtet. Bei der Feier, die den gesamten Arbeitstag umspannte, blieb kein Wunsch offen. So wurde das Außengelände der Limeswerkstatt – ähnlich einem Jahrmarkt auf grünem Rasen – gestaltet. Es gab Fußball-Dart, Torwandschießen, Dosenwerfen, Fallschirmspiele, Nagelstamm-Schlagen, Rolli-Parcours, Glücksrad-Spiel, ein Foto-Zelt für Porträt-Aufnahmen und ein Tischkicker-Turnier. Der neue Foodtruck der Lebenshilfe sorgte für das leibliche Wohl.

Während des gesamten Festes war der besondere Teamgeist der Limeswerkstatt spürbar. Bei allen Sport- und Spielangeboten herrschte reges Treiben, das geprägt war von partnerschaftlicher Interaktion zwischen Mitarbeiter*innen mit Handicap und dem betreuenden Personal. Zudem waren alle sichtlich erleichtert, dass die Feier – trotz des starken Regens am Vortag – auf den Rasenflächen rund um die Werkstatt stattfinden konnte. Künftig wird es hier – dank eines Geschenks von Aufsichtsrat und Geschäftsführung – barrierefrei möglich sein, Outdoor-Basketball zu spielen. Das Geschenk überreichte Aufsichtsratsvorsitzende Maren Müller-Erichsen, die die Limeswerkstatt vor 40 Jahren mitgegründet hat.

Die entspannte Atmosphäre des Festtages hing möglicherweise auch mit Jörg Stommel, seit 2019 Leiter der Limeswerkstatt, zusammen. Stommel hatte für jeden ein freundliches Wort, blieb bei seinem Gang über die Feier hier und dort stehen, beantwortete Fragen, lief lächelnd weiter. Auf die Frage, wofür die Limeswerkstatt stehe, antwortete er: „Die Limeswerkstatt steht für Vielfalt!“ und führte aus: „Wir haben hier sehr unterschiedliche Arbeitsbereiche, zum Beispiel Montage und Verpackung, Schreinerei, Aktenvernichtung, Sandverpackung, Verpackungspolster und Garten- und Landschaftspflege. Für unsere Mitarbeiter*innen mit Behinderung möchten wir ein möglichst breites Betätigungsfeld anbieten. Deswegen erweitern wir gerade unsere Gruppe für Bürodienstleistungen. Für diesen Bereich interessieren sich viele neue Mitarbeiter*innen.“

Eben diese Vielfalt ist es auch, die Jörg Stommel an seinem Job am meisten liebt. Stommel und sein Team bleiben in Bewegung, da kein Tag wie der andere ist. Gerade Corona hat gezeigt, wie flexibel die Mitarbeiter*innen sind. Schließlich mussten sich alle immer wieder auf neue Situationen einstellen. Stommels innerer Kompass wird dadurch bestimmt, die Limeswerkstatt zukunftsfähig aufzustellen. Neben der Schaffung von adäquaten Arbeitsplätzen für Menschen mit Handicap und einer guten Auftragslage, ist es Stommels Ziel, die Inklusion aller Behinderungsformen in den Werkstätten voranzutreiben. War die Limeswerkstatt bei ihrer Gründung 1982 und über die folgenden Jahrzehnte vornehmlich auf Klient*innen mit sog. geistiger Behinderung ausgerichtet, öffnen sich die Werkstätten allerorts immer mehr für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Heterogenität der Beeinträchtigungen ist herausfordernd für alle Menschen – nicht nur in den Lebenshilfe-Einrichtungen. Gleichzeitig bringt es das Sozialunternehmen, zusammen mit der Gesellschaft, einen großen Schritt Richtung Inklusion voran.