„Zeppelin oben rechts“ begeistert Publikum

Freitag, 3. Mai 2024

Dokumentarfilm über das Atelier23 feierte Teampremiere im Kino Traumstern

Lich/Linden (-). Der minutenlange Applaus, der unmittelbar mit dem Abspann einsetzte, ließ keinen Zweifel zu: „Zeppelin oben rechts“ begeistert das Publikum. Der Dokumentarfilm rund um das künstlerische Wirken im Atelier23 der Lebenshilfe Gießen feierte kürzlich Teampremiere im Kino Traumstern in Lich. Dort herrschte vorab großer Andrang. Die Vorstellung, an die auch ein Filmgespräch mit den Mitwirkenden anknüpfte, war restlos ausverkauft.

Seit 2001 fördert das in Großen-Linden beheimatete Atelier23 Talente von Künstler*innen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung. Sie haben über die Jahre ihr eigenes künstlerisches Werk entwickelt. Regisseur Olli Duerr, der durch den Dreh eines Imagefilms für die Lebenshilfe auf das Atelier aufmerksam geworden war, hat das Team rund sechs Jahre lang mit der Kamera begleitet und „Zeppelin oben rechts“ komplett selbst finanziert. „Ich bin begeistert von diesem Projekt“, sagt Duerr. Entstanden ist ein feinfühliger, intensiver Film auf Augenhöhe, der den Protagonisten nahekommt, ihre Persönlichkeiten und Kunst unterstreicht, dabei aber nie aufdringlich ist. In drei Kapiteln vermittelt „Zeppelin oben rechts“ einen Einblick in die Arbeit im Atelier23 - von der Vorstellung der Künstler*innen, dem Entstehungsprozess ihrer sehr unterschiedlichen Werke bis zur fertigen Ausstellung in der inklusiven Galerie23 in Gießen. 

Da ist zum Beispiel Andreas Kuhl, dessen fotografisches Schaffen eine Leidenschaft für die Anordnung von Strommasten, Straßenlaternen oder Zugschienen offenbart. In Magazinen und Katalogen holt sich Birgit Gigler ihre Inspiration, sie malt Frauen – und das möglichst bunt mit Ölpastellkreide. Mit Fineliner zeichnet Jens Bleckmann akribische Kunstwerke, die auf den ersten Blick architektonisch anmuten, dann aber viel tiefer gehen. Uwe Breckner baut Fahrgeschäfte im Miniaturformat, Lena Kasperski fertigt aufwendige Linoleumschnitte mit hohem Detailreichtum, Mirka Holsteinová schafft ausdrucksstarke Porträts in Aquarell und Acryl und Eric Kosuch hat sich künstlerisch (prähistorischen) Tieren, Insekten und Dinosauriern verschrieben. So einzigartig wie ihre Kunst sind auch die Persönlichkeiten der Protagonisten. „Ich wollte sie ihre Geschichte selbst erzählen lassen – und zwar komplett“, erklärt Olli Duerr, der auf einen allwissenden Voice-Over-Kommentar verzichtet hat. Die hohe Authentizität hat er mit ungewöhnlichen Mitteln erreicht. „Ich musste für die Protagonisten unsichtbar und Teil des Ateliers werden. Es ist total untypisch, alleine zu drehen. Die Kamera wurde so aber irgendwann gar nicht mehr als solche wahrgenommen“, verdeutlicht der Regisseur. Entstanden sind dadurch auch durchaus humoristische Szenen.

Atelierleiterin Andrea Lührig zeigte sich im Filmgespräch „glücklich, dass ich diese tolle künstlerische Gemeinschaft schon über viele Jahre begleite.“ Lührig verband dies mit einem Dank an die Lebenshilfe Gießen, „die uns so lange trägt, unterstützt und alle Schritte gehen lässt“. Felix Lachmann, pädagogische Fachkraft im Atelier23, hob hervor, dass „Zeppelin oben rechts“ auch zeige, wie viel Kunst im Drehzeitraum entstanden sei. „Die Menschen arbeiten alle selbstständig. Über die Jahre lernt man viel über die Künstler*innen und ihre Sicht auf die Dinge, das ist für mich das Spannende daran.“

Mehr über Atelier23 und Galerie23 der Lebenshilfe Gießen finden Interessierte hier.