„Können sehr von dem kulturellen Background profitieren“

Montag, 18. Dezember 2023

Burg Nordeck-Geschäftsführung und Lebenshilfe-Integrationsbeauftragter freuen sich auf neue pädagogische Fachkräfte aus der Türkei

Allendorf/Lumda (-). Die malerisch gelegene Burg Nordeck, über den Dächern des Allendorfer Ortsteils Nordeck ragend, bietet nicht nur einen großartigen Ausblick, sondern auch ein Zuhause für rund 36 junge Menschen. Die hier angesiedelte Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung der proLiberi gGmbH, einer Tochtergesellschaft der Lebenshilfe Gießen, kümmert sich mit ihrem pädagogischen Personal um Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren, die besondere Bedürfnisse haben, etwa an ADHS, Depression oder einer Sozialphobie erkrankt sind oder sich nicht auf das System Schule einlassen können. In verschiedenen Wohngruppen stehen den Kindern und Jugendlichen - neben Pädagogi*innen - etwa Lerncoaches, Fitnesstrainer, Hauswirtschaftskräfte und ein psychologischer Dienst zur Verfügung. Den akut sowie landesweit herrschenden Fachkräftemangel im pädagogischen Sektor merkt allerdings auch diese Einrichtung - und geht daher ab 2024, im Rahmen eines Pilotprojekts, einen innovativen Weg mit neuen Kolleg*innen, die in der Türkei akquiriert werden konnten.

Drei neue Kolleginnen und Kollegen aus der Türkei

Im vergangenen Frühjahr war Stefanie Wiesenberg - neben Fabian Scharping als Geschäftsführerin in Nordeck tätig - mit Verantwortlichen der Lebenshilfe nach Istanbul gereist, um vor Ort und in Kooperation mit dem Sprachportal nach geeigneten pädagogischen Mitarbeiter*innen Ausschau zu halten und Bewerbungsgespräche zu führen. Am Ende des Prozesses standen elf neue Kolleg*innen, von denen acht zukünftig in Lebenshilfe-Kitas und drei auf Burg Nordeck zum Einsatz kommen werden. Nach der erfolgreichen Absolvierung der ersten Etappe in Sachen Spracherwerb (Deutsch, B1) in der Türkei wird die erste Fachkraft bereits ab Januar in einer Kita starten - in Nordeck freut man sich ab Februar auf das hinzugewonnene Personal.

Verstärkung zur passenden Zeit und Diversität

„Wir werden Anfang 2024 eine weitere Gruppe eröffnen, daher passt uns das natürlich gut, dass die neuen Kollege*innen analog bei uns beginnen. Wir freuen uns auf den Austausch und natürlich die Unterstützung im Haus“, berichtet Fabian Scharping, seit September als kaufmännischer Geschäftsführer der Burg Nordeck tätig.

Auch Stefanie Wiesenberg, die für die pädagogischen Facetten innerhalb der Geschäftsführung verantwortlich ist, ist voller Vorfreude und teilt diese mit ihren Mitarbeiter*innen: „Unsere Teams sind sehr motiviert und begeistert. Wir hatten im Vorfeld einige Videokonferenzen, in denen man sich schon einmal kennenlernen konnte. Die neuen Kolleg*innen wirkten dabei so sympathisch, dass eigentlich jeder gesagt hat: Das können wir uns sehr gut vorstellen. Große Berührungsängste gab es bis dato keine.“ Die letzten Konferenzen erfolgten, so Wiesenberg, bereits in deutscher Sprache. Darüber hinaus ergänzt sie: „Multikulturelle Bewohner, also Kinder und Jugendliche, benötigen auch multikulturelle Fachkräfte. Ich denke, wir können sehr von dem kulturellen Background unseres neuen Personals profitieren.“

Visite des Integrationsbeauftragten zum Aktionstag

Anlässlich des Internationalen Tag der Migranten, einem seit dem Jahr 2000 existierendem Aktionstag der Vereinten Nationen (UNO), der sich alljährlich am 18. Dezember wiederholt, stattete nun Hakim Rasho, Integrationsbeauftragter der Lebenshilfe Gießen, der Burg Nordeck einen Besuch ab und zeigte sich von den bereits erfolgten Vorkehrungen - etwa in Sachen Visa-Beantragung oder der Übermittlung von Arbeitsverträgen, aber auch hinsichtlich der Gedanken, wie man den neuen Mitarbeiter*innen einen möglichst guten Start bereiten kann - begeistert. Rasho wird den türkischen Mitarbeiter*innen mit Rat und Tat sowie als Ansprechpartner zur Seite stehen und tat dies in den vergangenen Monaten auch schon aus der Ferne. Nach Nordeck konnten nun, sagt er, drei Sonderpädagog*innen gelotst werden, die zuvor an türkischen Schulen aktiv waren.

Der Integrationsbeauftragte verfolgt auch den Spracherwerb der neuen Arbeitskräfte und zeigt sich mit dem dahingehenden Fortschritt des Nordecker Trios sehr zufrieden. Während die Mitarbeiter*innen aus der Türkei, die zunächst über das Sprachportal eine Unterkunft erhalten, ab Februar bereits auf Burg Nordeck arbeiten werden - für jeweils 30 Stunden pro Woche -, müssen sie parallel, ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Sprachportal, eine zusätzliche B2-Sprachqualifikation erwerben. „Die Sprache ist sehr wichtig, wenn man diese nicht kann, wird es schwierig“, so Rasho, der ferner den Prozess der Anerkennung der beruflichen Qualifikationen der türkischen Fachkräfte hierzulande begleitet.

Tarifbezahlung und tolle Arbeitsmöglichkeiten

Wichtig zu betonen ist Stefanie Wiesenberg und Fabian Scharping, dass die neuen Mitarbeiter*innen nach deutschem Tarifrecht bezahlt werden. Außerdem erhalten sie direkt unbefristete Verträge. „Natürlich werden auch Kolleg*innen aus der Türkei zu 100 Prozent nach deutschen Arbeitsrecht eingestellt und erfahren bei uns eine Gleichbehandlung im Rahmen der jeweiligen Qualifikation“, so Scharping, der verspricht: „Auf die Kolleg*innen wartet, denke ich, ein tolles und motiviertes Team, ein wunderschöner Arbeitsplatz, Gestaltungsfreiheit - und vor allem Kinder und Jugendliche, für die es sich lohnt, sich einzusetzen.“ Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Außerdem haben wir einen fantastischen Fitnessraum und einen traumhaften Weitblick.“ Weitere Informationen zur Burg Nordeck finden Interessierte hier.