Helfen, wo Hilfe dringend nötig ist - unser Beitrag in anderen Ländern
Gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner EIKOS e.V. (Verein für Entwicklung, Inklusion und Kommunikation in Ost und Süd e.V.) unterstützt die Lebenshilfe Gießen international ganz gezielte Projekte. Dies umfasst vor allem Maßnahmen in Uganda sowie in Georgien. Auf dieser Seite erfahren Sie mehr über unser Engagement.
Konkrete Maßnahmen
Unterstützung für über 300 Menschen mit Behinderung in Uganda
Ein gemeinsames Projekt des Vereins für Entwicklung, Inklusion und Kommunikation mit Ost und Süd (EIKOS e.V.), der Lebenshilfe Gießen sowie der Selbsthilfeorganisation Inclusion Uganda zugunsten von Menschen mit Behinderung in Uganda fand in der ersten Jahreshälfte 2022 und nach 15-monatigem Engagement einen erfolgreichen Abschluss. Dank der durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten Initiative, bei dem alle Partner auch eigene Finanzierungsanteile trugen, konnten mehr als 260 mittellose Familien beziehungsweise mehr als 300 überwiegend junge Menschen mit sogenannter geistiger sowie körperlicher Behinderung in verschiedenen ländlichen Regionen Ugandas unter nachhaltiger Perspektive unterstützt werden.
„Die Förderung der Selbsthilfe der Familien und der Menschen mit Behinderung, zusammen mit weiteren Bewohnerinnen und Bewohnern und der Öffentlichkeit in kleineren Gemeinden, stand bei unserer gemeindeorientierten Arbeit im Vordergrund“, erläutert Harald Kolmar, Vorsitzender des im Ebsdorfergrund ansässigen Vereins EIKOS e.V. sowie Verantwortlicher für Internationale Arbeit bei der Lebenshilfe Gießen.
Im Detail verweist Kolmar auf eine Vielzahl umgesetzter oder angestoßener Maßnahmen in dem ostafrikanischen Staat, der zu den ärmsten Ländern der Erde zählt. So konnten in den zurückliegenden Monaten in verschiedenen Gemeinden mehr als 40 Selbsthilfegruppen aufgebaut werden. Diese setzten oder setzen sich aus je fünf bis zehn Familien, in denen Personen mit Hilfebedarf leben, zusammen und fokussieren verschiedene Arbeitsschwerpunkte: etwa den Anbau von Gemüse, die Schweine-, Ziegen- oder Hühnerhaltung, den Aufbau kleinerer Handwerkseinheiten (u.a. Schuhreparatur, Fahrradreparatur) sowie die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte.
„Die Gruppen bekamen anfangs Materialien und Kleinkredite zum Aufbau der jeweiligen Aktivitäten und wurden dadurch in die Lage versetzt, Gewinne zu erwirtschaften, sich selbst weiter zu entwickeln und so die einzelnen Familien wirtschaftlich und sozial zu unterstützen. Dabei ist es immer von Bedeutung, dass Menschen mit Behinderungen in dem einzelnen Projekt eine zentrale Rolle übernehmen und miteinbezogen werden“, sagt Harald Kolmar, der kürzlich mit Magnus Schneider, bis 2018 Vorstand der Lebenshilfe Gießen, selbst noch einmal nach Uganda gereist ist, um abschließende Gespräche und Planungen mit den Projektteilnehmer*innen durchzuführen und ein im Rahmen des Projektes fertiggestelltes Zentrum für Beratung, Therapie und Begleitung der Familien einzuweihen.
Perspektivisch, so Kolmar, sollen in den verschiedenen Regionen des Landes, dank der vor Ort agierenden Organisation Inclusion Uganda, weitere Selbstverwaltungseinheiten zugunsten der unterstützten Familien installiert werden. In jeder Region soll demnach ein sogenannter CBR-Worker (Community Based Rehabilitation) weiter tätig sein, um einzelne Familien mit Beratungsangeboten und anderen Formen der Unterstützung beizustehen. Einige freiwilligen Kräfte, die jeweils in den örtlichen Gemeinden gewonnen werden, engagieren sich zudem vor Ort und wurden durch das Projekt mit Kleinkrafträdern ausgestattet, um auch abgelegene Landesteile zu erreichen.
Auch in materieller Hinsicht konnten EIKOS und die Lebenshilfe zuletzt unterstützend wirken. Unter den für betroffene Familien angeschafften Hilfsmitteln befanden sich etwa einfache Toilettenstühle, Rollstühle, Rampen, angepasste Bettgestelle, aber auch Lernmaterialien für jungen Menschen.
Auch wenn das jüngste Projekt formal erst einmal abgeschlossen ist, hält Harald Kolmar fest: „Selbsthilfe und die Förderung von Einkommen schaffender Maßnahmen für betroffene Familien, natürlich auch die direkte Unterstützung von Menschen mit Behinderungen, sollen auch in den kommenden Jahren durch EIKOS e.V. und die Lebenshilfe Gießen weiter unterstützt werden.“
Weitere Informationen zu EIKOS e.V. sowie Spendenmöglichkeiten unter www.eikos.global.
(Bericht vom August 2022)
Die Lebenshilfe Gießen e.V. und EIKOS e.V. wollen dabei helfen, Arbeitsmöglichkeiten für junge erwachsene Menschen mit (geistiger) Behinderung in Georgien zu schaffen.
Georgien ist ein sehr interessantes Land zwischen Europa und Asien. Es ist mit etwa 70.000 Quadratkilometern Fläche etwa so groß wie unser Bundesland Bayern. Es hat Bergdörfer im Kaukasus, aber auch schöne Strände am Schwarzen Meer.
Ein großer Teil der fast vier Millionen Menschen, die in Georgien leben, wohnt in der Hauptstadt Tiflis.
Georgien hat eine eigene Schrift und eine eigene Sprache (Georgisch, ganz schön schwierig). Die meisten Menschen, die in Georgien leben, sind orthodoxe Christen.
Georgien gehörte früher zur Sowjetunion, ist jetzt eine demokratische Republik mit einer Präsidentin.
In der georgischen Hauptstadt Tiflis/Tbilissi, im Stadtteil Gldani, sowie in Deutschland hatte von März bis Juli 2019 ein Planungsprojekt mit Finanzierung durch Aktion Mensch stattgefunden. Diese Aktivität hatte zum Ziel, gemeinsam mit Vertretern und Vertreterinnen der georgischen Elterninitiative "Union Ia" die Durchführung eines mehrere Jahre dauernden Projektes zur Schaffung von Arbeitsangeboten für Menschen mit Behinderungen vorzubereiten. Dazu war wiederum eine Finanzierung durch Aktion Mensch zu beantragen.
Im weiteren Verlauf wurde zwei Verantwortlichen bei Union Ia durch einen zweiwöchigen Hospitationsaufenthalt in Deutschland das Angebot von Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland für Menschen mit Behinderung nahe gebracht.
Wichtig war für die beiden Hospitantinnen, dass sie in den Werkstätten Gottessegen in NRW eher handwerkliche Gewerke und eine ganzheitliche Fertigungs- und Dienstleitungsweise erlebten, weil sie in Georgien sicherlich noch keine unmittelbar komplexe Werkstattstrukturen wie in Deutschland aufbauen können. So wurde ihnen aber gezeigt, dass eine für sie erstrebenswerte Werkstatt zwar mit Werkzeugen ausgestattet werden muss, aber nicht unbedingt nur mit teuren Maschinen betrieben werden kann.
Mitglieder von EIKOS e.V. haben sich zusammen mit der Lebenshilfe Gießen zusätzlich für einige Tage mit den Hospitantinnen in Klausur begeben, neben einem weiteren notwendigen „Kulturprogramm“, um die bisherigen Erfahrungen in Deutschland auszuwerten.
Dabei konnten die Hospitantinnen auch noch weitere Werkstätten für Menschen mit Behinderung der Lebenshilfe Gießen besuchen und deren stärker industriell orientierte Arbeiten kennen lernen.
Weiter führendes Ziel des mittlerweile begonnenen zweijährigen Projekts ist, eine den dortigen Verhältnissen angepasste Struktur von Werkstätten für behinderte Menschen - ähnlich dem System in Deutschland – im Ansatz zu etablieren, aber auch in späterer Zukunft Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu initiieren.
Auch Eltern und Angehörige von jungen Menschen mit Behinderung werden mit einbezogen. Ihnen wird gezeigt, dass ihre behinderten Angehörigen durchaus in der Lage sind, mit entsprechender Förderung, Anleitung und Betreuung ein deutlich selbständigeres Leben in Zukunft führen zu können.
Bei einer Projektbetreuungsreise der deutschen Seite (EIKOS und Lebenshilfe Gießen) von Ende Mai bis Anfang Juni 2019 ging es darum, sich mit den Gegebenheiten vor Ort (Gebäude, Ressourcen, Arbeitsweise usw. von Union IA vertraut zu machen.
Ein zweitägiges Seminar während des Aufenthaltes in Tiflis, an dem die EIKOS- und Lebenshilfe-Vertreter als Referenten deutlich beteiligt waren, war für die Menschen mit Behinderung, ihre Eltern und Angehörigen, die Vertreter(-innen) von NGOs und staatlichen Stellen ein wichtiger „Meilenstein“. Es konnte hierbei ebenfalls über die Situation der Menschen mit Behinderung in Deutschland informiert werden. Besonders galt dies für den Bereich der Arbeit für erwachsene Menschen mit Behinderung, aber auch für die verschiedenen Wohnangebote für die gleiche Zielgruppe.
Besonders erfreulich war, dass es während des Seminars Gespräche mit den lokalen staatlichen Vertreter(-innen) zum Angebot von Union IA und den damit verbundenen Problemen (Notwendigkeit der staatlichen Finanzierung von Arbeits- und Wohnangeboten für erwachsene Menschen mit Behinderung) in Georgien mit den Besuchern gab.
Menschen mit körperlichen, geistigen und mehrfachen Behinderungen sollen, soweit unter den lokalen Bedingungen möglich, in die Lage versetzt werden, mit bedarfsgerechter Unterstützung auch außerhalb ihrer Ursprungsfamilie ein selbstständigeres Leben, z.B. im Bereich Arbeit, zu führen. Diese Situation steht in Georgien noch sehr am Anfang.
Das aktuell arbeitende Projekt in Georgien wird bereits seinen vorläufigen Abschluss Mitte des Jahres 2022 finden. Es bleibt zu hoffen, dass bis dahin eine gewünschte und auch benötigte Reise nach Georgien zur Diskussion der Projekterfolge stattfinden kann.
In den vergangenen Jahren haben interessierte und engagierte Menschen aus verschiedenen Ländern die Arbeit in Einrichtungen der Lebenshilfe Gießen kennengelernt. Dies in Form von Aufenthalten von manchmal nur wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen. Aber es waren auch schon Menschen hier, die länger bleiben und so grundlegende Kenntnisse erwerben konnten.
Ein solcher aktiver Aufenthalt bei uns in Deutschland ist sozusagen ein Praktikum, wir nennen es aber Hospitation.
Menschen aus beispielsweise Uganda, Indien, Russland, Belarus, Georgien, Israel, aber auch aus europäischen Ländern haben bereits bei uns hospitiert. Diese Menschen sind in ihren Heimatländern auf verschiedene Weise in der Unterstützung für und mit Menschen mit Behinderungen aktiv, und möchten etwas dazulernen oder unsere Arbeit kennenlernen.
So können Erfahrungen ausgetauscht werden, und wir können gegenseitig voneinander lernen!
Schon so manches Mal haben solche Hospitationen dazu geführt, dass anschließend in einigen Heimatländern Einrichtungen und Strukturen zur Hilfe und Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und ihrer Familien aufgebaut wurden, die es in der Form dort bisher kaum oder nicht gegeben hat.
Gemeinsam mit ihrem im Ebsdorfergrund beheimatetenKooperationspartner EIKOS e.V. (Verein für Entwicklung, Inklusion und Kommunikation in Ost und Süd e.V.) setzt sich die Lebenshilfe Gießen auch international für Projekte, die Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung in ärmeren Ländern fördern, ein. Neben Hilfstätigkeiten in Uganda betrifft dieses Ansinnen beispielsweise auch den eurasischen Staat Georgien. Bereits 2019 hospitierten zwei Frauen aus Georgien bei der Lebenshilfe und auch in diesem Jahr waren vier Hospitantinnen in Wohn- und Arbeitseinrichtungen des gemeinnützigen Unternehmens zu Gast.
Die vier Besucherinnen - von denen jeweils zwei der Selbsthilfe Organisation „IA“ aus der georgischen Hauptstadt Tiflis, die seit 2019 in einer Werkstatt Beschäftigungsangebote für Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung kreiert, sowie der Nichtregierungsorganisation „GENI“ angehören – hielten sich bereits im Vergangenen Spätsommer für eine Woche und mit verschiedenen Zielsetzungen und Schwerpunkten in Gießen auf.
„Für die Organisation ‚IA‘ stellte sich in den letzten Jahren der Bedarf nach Wohnmöglichkeiten für ihre Zielgruppe heraus. Unterstütztes oder auch selbständiges Wohnen für Menschen mit geistiger Behinderung sind in Georgien so gut wie nicht existent. Damit sind die Familien mit diesen Fragen und Problemen vollkommen auf sich allein gestellt, sofern die Angehörigen mit Behinderung nicht in Großeinrichtungen oder sogenannte Internate abgegeben werden“, erläutert Harald Kolmar, Koordinator der Internationalen Arbeit der Lebenshilfe Gießen sowie EIKOS-Vorsitzender, den Hintergrund der jüngsten Hospitationen. Ferner berichtet Kolmar, dass auch die beiden Besucherinnen von „GENI“, die mit Unterstützung der Stadtverwaltung der georgischen Stadt Rustawi ebenfalls eine rudimentär ausgestattete Tageseinrichtung für Personen mit Handicap unterhält, sehr daran interessiert waren, wie die Behindertenarbeit hierzulande vonstattengeht. „Die beiden Damen aus Rustawi wollten Anregungen aus Deutschland mitnehmen, wie sie in ihrer bereits bestehenden Einrichtung ebenfalls Arbeitsangebote entwickeln können. Bisher geht es auch dort über Beschäftigung für unsere Zielgruppe nicht hinaus. Die Stadtverwaltung ist ebenfalls am Aufbau solcher neuen Angebote in Rustawi interessiert, sodass eine Ausweitung der Arbeit vor Ort realistisch geplant werden kann“, so Harald Kolmar.
In verschiedenen Wohnbereichen der Lebenshilfe Gießen durften die Gäste aus Tiflis nun die Tagesabläufe auf verschiedenen Ebenen kennenlernen. „Besonders hervorzuheben ist, dass durch Mitarbeiterinnen der Lebenshilfe aus Georgien eine fantastische sprachliche Begleitung gegeben war“, lobte Kolmar. Die beiden Frauen aus Rustwai hingegen schauten sich unterschiedliche Lebenshilfe-Werkstätten an und befassten sich mit den dortigen Strukturen und Arbeitsbereichen.
Alle vier Hospitationen erfolgten im Rahmen sogenannter Vorbereitungsprojekte, die nahezu komplett durch die Aktion Mensch finanziert werden. Diese Kleinprojekte hatte EIKOS für beide Partnerorganisationen für eine Dauer von wenigen Monaten beantragt und genehmigt bekommen. Zu diesen vorbereitenden Projekten gehörten natürlich auch einige vorausgehende Arbeiten durch die Partner in Georgien selbst. Im Oktober waren daher zwei Mitglieder von EIKOS für wenige Tage in Georgien, um im Rahmen von kleineren Seminaren und weiteren Einrichtungsbesuchen vor Ort die nächsten Schritte vorzustellen und zu planen. Beide Kleinmaßnahmen wurden Ende November 2023 abgeschlossen.
Doch wie geht es nun weiter? Sowohl „IA“ als auch „GENI“ wollen ab 2024 für etwa zwei Jahre, ebenfalls mit Finanzierung durch Aktion Mensch, die in Deutschland und in Georgien besprochenen nächsten Schritte im Wohn- und Arbeitsbereich umsetzen. Dabei ist ebenfalls die Unterstützung durch Mitwirkende von EIKOS gefragt, ebenso von weiteren Fachkräften aus den Bereichen Wohnen und Arbeiten der Lebenshilfe, aber auch generell aus dem Bereich der Förderung von Menschen mit geistiger Behinderung und ihrer Familien. „Strukturen der Behindertenhilfe wie wir sie kennen sind in Georgien nicht oder kaum existent. Wir freuen uns im Rahmen solcher Kooperationsprojekte, die das Know-how unserer Fachkräfte nutzen, zumindest an kleinen, aber dafür für die Betroffenen spürbaren Erfolgen mitwirken zu kennen“, erklärt Dirk Oßwald, Vorstand der Lebenshilfe Gießen.
Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten auf https://eikos.global.
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